Freilassing – Im September letzten Jahres eröffnete das neu erbaute Badylon seine Pforten. Jetzt können noch mehr Schulen das modern gestaltete Hallenbad für ihren Schwimmunterricht nutzen. Zu ihnen gehört auch die Realschule im Rupertiwinkel, die bereits Gebrauch von dem attraktiven Sportangebot machte.

Es ist noch finster an diesem kalten Wintermorgen. Lukas (11) wird sich gleich auf den Weg zur Schule machen. Heute darf er auf keinen Fall sein Schwimmzeug vergessen. Denn gleich zu Beginn des Tages steht „Schwimmen“ auf dem Stundenplan: im Badylon. Und darauf freut sich der Fünftklässler der Realschule seit Tagen.

Schon von weitem erstrahlt der Name der beliebten Badestätte in blauer Leuchtschrift. Was im Jahre 2013 durch die Fluten des Hochwassers hinweggespült wurde, erlebt dieser Tage eine fantastische Renaissance: Über eine Streckenlänge von 25 Metern erstrecken sich die sechs Bahnen des Sport- und Schwimmerbeckens. Eine Kletterwand am Springerbecken, der Kinder- und Freizeitbereich mit dem Lehrschwimmbecken und einige Anziehungspunkte moderner Badekultur wie Massagedüsen, Nackenduschen oder eine Wasserkaskade gehören zum Interieur des hellen und lichtdurchfluteten Badetempels und bilden das i-Tüpfelchen im badylonischen Badeeldorado. Insgesamt können jetzt 17 Schulen aus dem nördlichen Landkreis das Hallenbad, das im Herbst letzten Jahres seinen Betrieb aufnahm, für ihren Schwimmunterricht nutzen.

„Endlich gehört Schwimmen zum Sportunterricht“, zeigt sich Lukas an diesem Morgen hochmotiviert. „Deutschland – ein Nichtschwimmerland!“ In dieser und ähnlicher Form betiteln Medien in den letzten Jahren augenfällige Unsicherheiten von Kindern im feuchten Element. Eine aktuelle Studie zur Nichtschwimmerquote bei Elfjährigen geht von fast 30 Prozent aus - also fast jeder Dritte aus dieser Gruppe falle in die Kategorie der Nichtschwimmer. Die Praktiker aus den Bädergesellschaften und dem Deutschen Sportlehrerverband beobachten, "dass immer weniger Kinder und Jugendliche sich sicher im Medium Wasser bewegen können". Als mögliche Ursachen werden die Zunahme allgemeiner motorischer Störungen bei Kindern, Übergewicht und vermehrter Medienkonsum genannt.

Derweil wurde die Messlatte für die Festsetzung der Schwimmfähigkeit höher gelegt: Eine Strecke von mindestens 200 Metern sollte ein Schwimmer in höchstens 15 Minuten zurücklegen können. Dahingehend sieht Sportlehrer Matthias Fuchs bei seinen Schülern keine Probleme. Von seinen fast hundert Fünftklässlern seien nur zwei Nichtschwimmer. Fuchs, der über eine fundierte universitäre Ausbildung einschließlich der Zertifikate für Rettungsschwimmer verfügt, ist von den motorischen Qualitäten seiner Buben angetan: „Verschiedene Übungen stehen für die Kinder auf dem Programm.“ Unterschiedliche Hilfsmittel wie Schwimmnudeln, Pullbuoys oder Schwimmbretter kämen zum Einsatz. Die vorhandene Zeit solle für die Technikschulung genutzt werden. Staffelformen, Tauchen, Wasserspringen ständen für die Kinder auf dem Programm.
Nach 90 Minuten Unterricht vom Beckenrand aus verfügt der Realschullehrer immer noch über die für seinen Beruf notwendige stimmliche Präsenz, die beim Unterrichten in Hallenbädern aufgrund des hohen Lärmpegels gern einmal verloren geht. Eine zusätzliche Dämmung im Deckenbereich des Badylon als Schallschutzmaßnahme senkt den Geräuschpegel merklich. Das macht auch für die Schüler den Aufenthalt erträglich. „Zum ersten Mal haben unsere Schüler die Möglichkeit vor Ort Schwimmunterricht zu bekommen“, so Fuchs. Das biete eine Menge Vorteile und sei sehr motivierend. Im letzten Sommer war Lukas mit seinen Eltern im Urlaub in Kroatien: „Da bin ich allein raus aufs Meer geschwommen.“, zeigt sich der Junge enthusiastisch.

Johannes Vesper