Schon seit vielen Jahren ist Sascha Rogowsky als Referent in Sachen Medien unterwegs, um ein wenig Licht ins Dunkel des digitalen Dickichts zu bringen. In der letzten Woche hielt er einen Vortrag in der Knabenrealschule. Das Thema: Wie kann ich Kinder und Jugendliche zum vernünftigen Umgang mit dem Smartphone anhalten?
Häufig wissen Eltern nicht, wo sich ihre Kinder in den virtuellen Welten gerade aufhalten, wenn sie ihr Handy in Betrieb genommen haben oder mit dem Tablet agieren.
Die Markteinführung des iPhone im Jahr 2007 war der Startschuss für eine neue Generation von internetfähigen Handys mit Touchscreen-Oberfläche - den sogenannten Smartphones. Sie sind Fluch und Segen, sagen viele Nutzer. Zu ihnen zählen auch Kinder und Jugendliche, die es davor zu schützen gilt.
Der Traunsteiner Realschullehrer schöpft sowohl privat als auch beruflich aus einem reichhaltigen Schatz digitaler Erfahrungen in der Erziehungsarbeit: „Gerade mal ein Drittel der Eltern gehen auf die Thematik ein, suchen das Gespräch mit ihren Kindern, die restlichen zwei Drittel halten sich lieber auf Distanz, wenn es um die Nutzung von Handys und Tablets geht.“
Der Vater zweier heranwachsender Mädchen hat die Zuhörerschaft in der Aula der Knabenrealschule an diesem Abend schnell auf seiner Seite. Mit rhetorischem Geschick ohne den belehrenden Zeigefinger weiß er nur zu gut um die Sorgen der anwesenden Eltern, denen die ungebremste Nutzung des Smartphones durch ihre Kids ein Dorn im Auge ist.
Jegliche Hoffnung auf eine rasche und abschließende Problemlösung in besagter Angelegenheit weiß der Deutsch-, Werken- und Kunstlehrer von vorne herein im Keim zu ersticken. Auch wenn das Zahlenwerk aus der JIM-Studie, die im jährlichen Turnus Basiserhebungen zum Medienumgang der Zwölf- bis 19-Jährigen durchführt, die Ausführungen des Medienpädagogischen Beraters von der Walter-Mohr-Realschule in Traunreut untermauert, so sind sie doch noch lange keine Hilfestellung für die elterliche Erziehungsarbeit.
„2023 sind Jugendliche durchschnittlich 224 Minuten täglich online gewesen“, so die JIM-Autoren. Auf Platz eins aller Medienzugänge in Familien und anderen Wohngemeinschaften: das Smarthone.
„Daran sieht man, wie mächtig dieses Gerät ist“, so Rogowsky. Jugendliche wachsen heutzutage in einem stark mediatisierten Umfeld auf. Dabei genießt der Wunsch nach gemeinsamen Unternehmungen mit der Familie bei den Teenagern in Umfragen höchste Priorität. Um die Gefahren des Internets aufzuzeigen, bedarf es meist keiner tiefgründigen Recherche. Und die Abgründe findet man gleich vis a vis, zwei Mausklicks entfernt.
„Hier sollten Eltern auf keinen Fall die Augen verschließen, sondern ganz genau hinschauen und in den Austausch mit den Heranwachsenden kommen“, so der Germanist und Buchautor. „Chill mal deine Base, Digger“, häufig komme die Konversation für Erwachsene auf recht eigenwillige Art daher und die als Wut und Aggression erlebte „Zombieske“ könne die Kommunikationsbasis erstmal auf Eis legen.
Hinzu komme, dass Kinder und Jugendliche eine komplett andere Wahrnehmung erlebten als ihre Eltern, so der Medienprofi. Auch darauf gelte es zu achten. Krass und richtig krass, die Spannbreite von „maßvoll“ bis hin zu „despektierlich“, ist oft eine Gratwanderung.
Und wie lautet die Quintessenz dieses informativen Vortrags? „Entscheidend ist die aktive Kommunikation und Achtsamkeit im Umgang mit Kindern und Jugendlichen“, so der Referent. Weiterhin gelte es die eigene Unwissenheit anzunehmen, Vertrauen ins Kind zu setzen, es vor Extremen zu schützen und es anzuhalten, gewisse Grundregeln zu beachten.
Johannes Vesper