Seit mittlerweile 11 Jahren ist unsere Initiative GGM, „gemeinsam gegen Mobbing“, im Einsatz, um dem Mobbing an unserer Schule keine Chance zu geben. Jetzt stellten die engagierten Lehrerinnen des Teams ihr Hilfsangebot in Form eines ausführlichen, aktualisierten Konzepts der Lehrerschaft vor.

Im Zusammenhang dieses Beitrags sollen einige Gedanken des Themas zur Sprache gebracht werden, die helfen können, etwaige Berührungsängste mit helfenden Einrichtungen der Schule abzubauen. Aktuell gehören der Anti-Mobbing-Initiative an unserer Schule Frau Nitzinger, Frau Sichler, Frau Soraruf und Frau Ullrich an, an die man sich jeder Zeit als Betroffene oder Betroffener wenden kann.

Eine einmalige Lästerei, ein Schubser, eine Pöbelei stellen noch kein Mobbing dar. Wenn die Beschimpfungen und Beleidigungen, das Ausgrenzen und die körperlichen Angriffe jedoch regelmäßig stattfinden und die Täter immer dasselbe Opfer im Visier haben, handelt es sich eindeutig um Mobbing. Etwa jeder zehnte Schüler in Deutschland erlebt irgendeine Form von Mobbing, wird von Gleichaltrigen drangsaliert und gedemütigt. Aber: Es gibt Auswege aus solch einem psychischen und körperlichen Martyrium.
Der Spott geht los, sobald Titus das Schulhaus betritt. Du Loser, du Wichser, du Arschloch. Er wird beiseitegestoßen, sein Ranzen ausgekippt, seine so genannten Schulkameraden nehmen sein Mobiltelefon an sich. Die Täter beleidigen ihn in Chat-Gruppen und E-Mails, stellen demütigende Kommentare in sozialen Medien ein, streuen verletzende Gerüchte im Internet. Erst in der letzten Woche haben sie ihn in den Müllcontainer vor dem Schulhaus verfrachtet. So etwas kommt im deutschen Schulalltag tagtäglich vor.
Am häufigsten trete diese Form körperlicher und psychischer Gewalt in der fünften bis zehnten Klasse auf, so Frau Soraruf. Aber auch die Grundschüler seien überdurchschnittlich oft von diesem Problem betroffen. „Mobbing ist eine besondere Form der Gewalt mit gravierenden Folgen.“ Als besondere Kennzeichen führt die Erdkundelehrerin vier Merkmale an: die Häufigkeit, die Hilflosigkeit, die Dauer und das Machtgefälle.
Nicht immer sind die Betroffenen von vornherein Außenseiter. Es kann durchaus Jungen und Mädchen treffen, die Teil einer Clique sind – und von einem bestimmten Zeitpunkt an immer weiter ins Abseits gerieten. Auslöser kann eine Belanglosigkeit sein, Pickel auf der Haut oder ein ungeschicktes Verhalten im Sportunterricht.
Schon lacht ein Mitschüler, beginnt zu schikanieren. Ein weiterer schließt sich an. Nach und nach kommt eine Spirale der Ausgrenzung in Gang. Bis sich schließlich auch jene distanzieren, die dem Betroffenen einst nahestanden. Und die nun Angst davor haben, selber ausgeschlossen zu werden. Auf diese Weise werden selbst vormals vertraute Klassenkameraden zu Peinigern. „Es gibt nicht das typische Opfer“, so Frau Ullrich. Opfer könne jeder werden. Und: Mobbing sei ein Gruppenphänomen. Das gelte auch für Erwachsenengruppen.
Mobbing kann jeden treffen und hängt mit den Regeln einer Gruppe zusammen. Deswegen ist es auch so unberechenbar und willkürlich; es ist eine Form von einseitig ausgeübter Gewalt einer Gruppe gegenüber einem einzelnen Schüler. Dadurch entsteht schnell ein Machtungleichgewicht, aus dem sich der oder die Betroffene nach einer gewissen Zeit nicht mehr alleine befreien kann.
Alle Mitglieder einer Gruppe nehmen unterschiedliche Rollen ein. Dies bedeutet, dass auch Schüler, die gerne helfen wollen, nicht aus ihrer Rolle herauskönnen und schnell hilflos werden. Sie bekommen Angst, selbst Opfer zu werden und nicht mehr dazuzugehören, weil die Dynamik von Mobbing sehr massiv wirkt und einschüchtert.
Es ist wirklich erstaunlich, für wie viele Menschen der Gang zur Schule, ins Büro oder nachhause durch Mobbing ein wahr gewordener Alptraum ist. Meistens leidet die psychische und körperliche Gesundheit der Betroffenen erst leise, dann immer lauter. Im schlimmsten Fall kann es zu Depressionen, Suizidgedanken und -handlungen kommen.
„Das Hilfsnetzwerk der Schule brachte mir nichts. Die Vertrauenslehrer hatte ich selbst im Unterricht, sie konnten nichts ausrichten. Die Jungen nickten - und machten einfach weiter“, so eine betroffene Schülerin. Oft scheuen Mädchen und Jungen jeden Alters den Weg zu den Beteiligten der schulischen Hilfseinrichtungen. „Ich hatte nicht das Gefühl, das sich ein Außenstehender in meine inneren Qualen hineindenken konnte“, so das Mädchen der 7. Klasse. In den letzten Jahren und Jahrzenten hat sich durch die Ausweitung der digitalen Medien das Mobbingspektrum durch Cybermobbing enorm erweitert.
Es gibt viele Möglichkeiten, die ein Mobber für seine Untaten in einem Schulhaus nutzen kann. Aber das schulische Hilfsnetzwerk kennt mittlerweile viele Facetten, die man in solchen Fällen in Bewegung setzen kann und die im Laufe der Zeit von den Lehrkräften auf Phänomene dieser Art eingestellt wurden. Zu ihnen zählen bei uns die Klassenleiter, Frau Schinko von der KoJaS, die Verbindungslehrer und nicht zuletzt das GGM-Team. Denn Mobbing hört nicht von alleine auf.

Johannes Vesper