DDR Sport

"Im Dienst von Demokratie, Frieden und Entwicklung" - mit diesem Motto überschreibt die Hanns-Seidel-Stiftung ihre Arbeit und ihren Auftrag: „Das Verständnis für Demokratie muss in jeder Generation neu erworben werden. Gerade jungen Menschen müssen politische Zusammenhänge deutlich gemacht werden. Nur dann wird man sie auch motivieren können, sich selber zu engagieren und Verantwortung zu übernehmen.“ In diesem Sinne war auch der Vortrag zum Sport in der früheren DDR zu sehen, dem unsere Abschlussschüler Mitte der Woche beiwohnen konnten.

Geboren 1959 in Potsdam und aufgewachsen in Ost-Berlin hat Thomas Luckow die „Absurditäten“ in der früheren DDR, von denen er in seinen Vorträgen so häufig spricht, am eigenen Leibe erfahren. 1981 wurde er wegen versuchter Republikflucht zu 20 Monaten Freiheitsentzug verurteilt, die er in Berlin-Hohenschönhausen und in Bautzen II abgesessen hat. Mit dem Austritt aus der FDJ konnte er seinen Traum vom Studium endgültig begraben. Heute ist er als freier Mitarbeiter des Stasimuseums tätig und häufig in ganz Europa zu Vortragsreisen unterwegs. Mit seinem Vortrag zum DDR-Sport präsentierte er unseren Abschlussschülern Mitte der Woche ein lehrreiches und unterhaltsames Kapitel deutscher Zeitgeschichte.

Auf Wettkämpfen, aber auch in Schulen und sogar Kindergärten wurde gezielt nach neuen Talenten gesucht. Für jedes Kind sollte die Sportart gefunden werden, in der es die besten Leistungen erbringen konnte. Als Leistungszentren waren ab 1954 Sportclubs gegründet worden. So trennte man den Breiten- vom Leistungssport. 1969 beschloss das Politbüro der SED, bestimmte Sportarten besonders zu fördern, andere wie Basketball oder Hockey wurden aus der Förderung herausgenommen.

Dass die hervorragenden Leistungen der DDR-Sportler nicht nur auf die gute sportliche Förderung, sondern auch auf verbotene, leistungssteigernde Mittel zurückzuführen waren, stellte sich nach der Wende 1990 heraus. Teilweise ohne ihr Wissen wurden DDR-Sportler von ihren Ärzten und Trainern gedopt. Die Anordnung dazu war von ganz oben abgesegnet (Beschluss des ZK der SED 1974).

Besonders häufig kam "Oral-Turinambol" zum Einsatz, teilweise wurde es schon 13-Jährigen gegeben. Das Medikament bewirkt eine Gewichtzunahme und Leistungssteigerung, hat aber gefährliche Nebenwirkungen.
Der Sport wurde in der DDR auch deshalb so gefördert, weil man auf diese Weise die Überlegenheit des Sozialismus beweisen wollte. Auch das internationale Ansehen stieg mit den Erfolgen der DDR. Ein wichtiger Erfolg aus DDR-Sicht war darum auch, als 1972 bei den Olympischen Spielen zum ersten Mal die eigene Nationalhymne gesungen wurde und die eigene Flagge zu sehen war.

Immer wieder kam es vor, dass DDR-Sportler sich bei Wettkämpfen im Westen von ihrer Gruppe absetzten und dort blieben. Obwohl man nur verlässliche Kader mitnahm, nutzten zwischen 1952 und 1989 immerhin 615 Sportler diese Gelegenheit zur Flucht.

Nur bestimte Sportarten wurden durch die DDR-Führung gefördert. Die Funktionäre wägten genau ab, inwiefern eine Sportart den größten Nutzen für die Außendarstellung des Landes bot. Besonders geförderte Sportarten in der DDR waren unter anderem Leichtathletik, Radfahren, Rudern und Rodeln. Der sportliche Erfolg gab der DDR-Führung recht: Von 1968 bis 1989 gewannen die ostdeutschen Olympioniken 192 Goldmedaillen, während die Teilnehmer der Bundesrepublik Deutschland im gleichen Zeitraum 67 Goldmedaillen gewann. Trotz des internationalen Erfolgs der Sportler hatte gerade das Thema Spitzensport mit dem Einsatz von Dopingmitteln jedoch auch eine Schattenseite. Dank der medialen Unterstützung genossen sowohl die Breitensportarten als auch der professionelle Spitzensport ein hohes Ansehen in der DDR. Organisiert war der ostdeutsche Sport unter dem Dachverband des ehemaligen Deutschen Turn- und Sportbundes (DTSB). Mehr als 20 Prozent der DDR-Bürger waren in diesem Verband aktiv.

J. Vesper