Der Ulmer Hocker ist ein einfaches, aber robustes, aus Holz gefertigtes Möbelstück, das sich auf vielfältige Weise verwenden lässt. Er gilt als absoluter Designklassiker, für den viele Liebhaber tief in die Tasche greifen. Warum nicht gleich selber machen, hatte sich Herr Koller, gedacht. Das Holz konnten sich die Jungen der Klasse 10 d, seiner Abschlussklasse im Fach Werken selbst aussuchen. Von den Ergebnissen ihres Projekts konnte man sich jetzt überzeugen. Die Generalprobe für die bevorstehende Prüfung im Fach Werken scheint gelungen.

Stolz präsentierten die Schüler in dieser Woche im Rahmen eines Weißwurst-Frühstücks ihre Möbelstücke und auch Herr Koller, selbst ausgebildeter Schreiner, zeigte sich von den Ergebnissen sichtlich angetan. Ungefähr 12 Schulstunden habe er für die Arbeit insgesamt gebraucht, so der Schüler Johannes Kettenberger. Verwendet habe er dafür Oregon-Holz. Oregon ist ein Nadelbaum, der zur Familie der Kiefern gehört. Der Baum kann eine Höhe von bis zu 80 und einen Durchmesser von bis zu 3 Metern erreichen. Er zählt damit zu den höchsten Bäumen der Erde, deren Stämme bis zu 20 Meter astfrei, rund und geradschäftig sind. Das Holz des nordamerikanischen Oregon gehört schon seit einem Jahrhundert zu den am stärksten genutzten Holzarten der USA.

Ob als schlichter Hocker, als aparter Beistelltisch, Nachttisch oder mobile Traghilfe für Bücher und Zeitschriften oder als Sitzgelegenheit vor dem Basteltisch des Heimwerkers, das zeitlose Mobiliar ist universell einsetzbar, ein für viele Sitzgelegenheiten geschätzter Klassiker.

Der Ulmer Hocker wurde 1954 von Max Bill, dem ersten Direktor der Ulmer Hochschule für Gestaltung, kurz HFG, für die Studenten entworfen. Weil Geld knapp war, schuf man sich die Sitzgelegenheiten für die Studierenden selbst. Der Hocker hatte den Vorteil, dass er bei großer Stabilität leicht zu transportieren war und so auch als Tragegestell für ihre Unterlagen diente.

Das Design wurde ausschließlich an der Funktionalität ausgerichtet: Der Rundstab  - ursprünglich aus einem Besenstil -  verleiht dem Hocker Stabilität und dient außerdem als Tragegriff. So kann er vielfältig als Sitzmöbel, Beistelltisch oder Regalelement genutzt werden, aber auch als Transportbehälter, Serviertablett oder Tischaufsatz dienen. Ein gutes Beispiel dafür, dass Not manchmal im wahrsten Sinne des Wortes erfinderisch macht.

Heute ist der Hocker ein Klassiker des Möbeldesigns! Sein Beliebtheitsgrad ist in den letzten Jahren ständig gestiegen, nicht zuletzt auch deshalb, weil er so vielseitig einsetzbar sowie formal schlicht gehalten ist. Er findet Platz in öffentlichen Bereichen wie Museen, Galerien, Verkaufslokalen, Büros, Hotels oder Schulen sowie im privaten Bereich.

J. Vesper